1954: Über Nacht verschwindet Verfassungsschutzpräsident Otto John – und taucht in Ost-Berlin wieder auf. Wurde er, wie er später behauptet, tatsächlich entführt? Auf Wunsch von Konrad Adenauer übernimmt Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn die Ermittlungen. Gerber hat dem Bundeskanzler schon einmal geholfen, doch diesmal hat er auch ein persönliches Interesse: Seine Geliebte, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden, ein Foto zeigt sie an der Seite von Otto John. Als ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu ermordet wird, der viele Geheimnisse der Polit-Elite kannte, steht Eva unter doppeltem Verdacht: als Mörderin und kommunistische Agentin …
Ist der Geheimdienstchef Reinhard Gehlen in seiner Machtgier, seinem skrupellosen Opportunismus, seiner Amoralität als Protagonist nicht mindestens so interessant wie Otto John, von dem Gehlen sagte: «Einmal Verräter, immer Verräter»?
Anrührend an Otto John ist die menschliche Schwäche, der Drang, etwas zu bewegen, das eigentlich viel zu groß für ihn ist. Wie er sich immer mehr in seinem eigenen Tun verheddert und dadurch zu Fall kommt, das ist in meinen Augen große Tragödie. Reinhard Gehlen dagegen kennt, zumindest nach außen, keine Schwäche. John wird von einer starken Moral geleitet, mag sie ihn auch in die Irre führen. Wenn er stürzt, trägt er Wunden davon. Gehlen dagegen ist ein strikt zielgerichtetes Stehaufmännchen, eher Typ als Charakter. Als Gegenspieler für einen Roman sehr gut geeignet, als zentrale Figur aber zu glatt und stromlinienförmig.
Hat es diesen Peter-Plan, ein nachrichtendienstliches Geheimprojekt aus den letzten Kriegswochen, tatsächlich gegeben?
Der Peter-Plan ist reine Fiktion, entspringt also vollumfänglich der Kreativität des Autors. Reinhard Gehlens Wehrmachtsabteilung Fremde Heere Ost diente der Aufklärung und Nachrichtenbeschaffung, sollte also über die militärische Lage an der Ostfront berichten. Es war keine operative Einheit, die sich hinter der Front in Geheimaktionen gestürzt hat. Den Ehrgeiz, mit dem Peter-Plan in die Weltgeschichte einzugehen, habe ich Gehlen also angedichtet. Ansonsten war er aber tatsächlich von extremem Ehrgeiz getrieben.
Auch wenn Konrad Adenauer nur in wenigen Szenen des Romans vorkommt, kann man sich ihn als Politiker gut vorstellen: eigensinnig, volksnah wegen seines rheinischen Singsangdialekts («Wissen Se, Jerber ...»), bauernschlau und machtbewusst. Was glauben Sie: Hätte unsere Ex-Kanzlerin Angela Merkel das Zeug, irgendwann mal als Figur des Zeitgeschehens in einem Langroth-Roman zu landen?
Ich bilde mir ein, als Romanautor über eine gehörige Portion Fantasie zu verfügen. Aber ob die so weit reicht, einen Thriller um Angela Merkel zu stricken? Da habe ich meine Zweifel. Während Adenauer überaus umtriebig war, ein Akteur eben, ist Merkel für das Abwägen und Aussitzen bekannt. Einen Roman mit ihr stelle ich mir sehr statisch vor, und das ist für einen spannenden Thriller nicht die beste Voraussetzung. Aber wer kann in die Zukunft sehen? Vielleicht wartet ja doch ein aufregender Fall, in den Frau Merkel verstrickt ist, auf die Enkel von Philipp Gerber und Eva Herden.
Es kann nur eine komplizierte Liebe sein, die sich zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen entspinnt: Hier der ehemalige Agent des US-Militärgeheimdienstes CIC, der im Krieg gegen die Nazis gekämpft hat. Dort die Journalistin Eva Herden mit Sympathien für die Sache des Kommunismus. Können Sie schon verraten, ob es mit den beiden ein Wiedersehen in einem dritten Philipp-Gerber-Roman geben wird?
Einen dritten Roman wird es definitiv geben und darin auch ein Wiedersehen mit Philipp Gerber und Eva Herden. Zwischen den beiden, Sie deuten es schon an, wird es alles andere als konfliktfrei zugehen, beruflich wie auch privat. Aber Philipp und Eva sind ja zwei Charaktere, die nicht unbedingt darauf aus sind, sich das Leben einfach zu machen. Man darf also gespannt sein, wie es mit ihnen weitergeht. Ich selbst bin es auch.