Rowohlt History: Ernest Hemingway
Kaum ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts hat sein eigenes Image so meisterhaft inszeniert wie Ernest Hemingway. Der muskulöse Abenteurer mit nacktem Oberkörper, der Großwildjäger, der Hochseefischer, der Kriegsreporter und Trinker – ein Mann, dessen Leben selbst wie ein Roman wirkte, geschrieben in jenem knappen, präzisen Stil, der die Weltliteratur für immer verändern sollte. Seine Romane wurden zu Klassikern der modernen amerikanischen Literatur. Doch hinter der Fassade des unbesiegbaren Machos verbarg sich ein zutiefst zerrissener Mensch, dessen zerstörerische Kraft sich nicht nur in seinen Texten, sondern vor allem in seinen Beziehungen zu Frauen und in seiner Freundschaft zu seinem deutschen Verleger Ernst Rowohlt.
Vier Ehen und ein unstillbarer Durst
«Ich verliebe mich nicht, ich verheirate mich», sagte Hemingway einmal und brachte damit die rastlose und oft rücksichtslose Natur seiner Liebesbeziehungen auf den Punkt. Er heiratete viermal und betrog seine Frauen notorisch. Dies schlug sich auch in seinen Werken nieder, so schrieb 1992 ein Kritiker der New York Times: «Es ist nicht gerade trendy, das Werk Hemingways zu preisen. Seine Frauen scheinen zu oft Projektionen seiner Bedürfnisse zu sein.»
Seine Maxime schien auch für seine Leidenschaft für Alkohol zu gelten. Als der US-Journalist Edgar Mowrer seinem Freund Ernst Rowohlt Hemingways Roman «Fiesta» empfahl, tat er das mit den Worten: «Du wirst staunen, wie viel Whisky da auf jeder Seite getrunken wird.» Dieser Ruf als exzessiver Trinker sollte Hemingway sein Leben lang begleiten und wurde Teil seines selbstgeschaffenen Mythos.
Ein Pakt mit Rowohlt: Freundschaft und Frotzelei
Die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Ernst Rowohlt war so turbulent wie der Autor selbst. Rowohlt musste hart um den amerikanischen Starautor kämpfen. Die Zusammenarbeit war jedoch ein ständiges Tauziehen: Hemingway beklagte sich über zu niedrige Tantiemen und unglückliche Titelwahlen. Rowohlt wiederum rächte sich auf seine Weise – mit Briefen auf Deutsch, komplizierten Verträgen und «vergessenen» Belegexemplaren.
Ihre Freundschaft gipfelte in einem legendären Besuch Hemingways 1931 in Berlin. Stark alkoholisiert und gelangweilt wohnte er der Uraufführung der Bühnenfassung seines Romans «In einem anderen Land» bei und konfrontierte Rowohlt anschließend direkt mit der Frage nach seinem Geld. Der Verleger, selbst in einer finanziellen Krise, schickte seinen Pressechef los, um bei allen Berliner Buchhandlungen bar zu kassieren – eine Anekdote, die die Mischung aus Chaos und Loyalität ihrer Beziehung perfekt beschreibt.
Loyal war Hemingway auch gegenüber seiner Übersetzerin Annemarie Horschitz. Er hatte für den deutschsprachigen Raum allein die Übersetzungen von ihr autorisiert und hing sehr an ihr: «Sie war die beste Übersetzerin, die ich je in irgendeiner Sprache gehabt habe.»
Ein Leben am Limit: Safari, Stürme und Abstürze
Ernest Hemingway suchte das Abenteuer und fand es überall. Er war als Kriegsreporter immer wieder in Europa und verarbeitete seine Erlebnisse später als Autor in seinen weltbekannten Romanen. Er reiste zur Großwildsafari nach Afrika, kaufte ein Fischerboot und segelte durch die Karibik. Sein Leben war ein ständiger Kampf mit der Natur und dem eigenen Schicksal. Diese fast unglaubliche Risikobereitschaft manifestierte sich 1954 auf dramatische Weise: Auf einem Rundflug stürzte sein Flugzeug in Uganda ab. Schwer verletzt wollte er am nächsten Tag zurückfliegen – doch auch dieses Flugzeug stürzte ab. Hemingway überlebte wie durch ein Wunder, schwer gezeichnet, aber um eine weitere Legende reicher. Es sind diese Geschichten, die zeigen, dass er den Stoff für seine Romane nicht erfand – er lebte ihn.
Timeline
- 1899 wurde Ernest Hemingway geboren.
- 1918 ging er als amerikanischer Soldat nach Italien, was er später im Roman «In einem anderen Land» verarbeiten sollte.
- 1921 zog er als Korrespondent nach Paris und lernte dort andere Literaturschaffende kennen. Er heiratete im selben Jahr.
- 1926 gelang ihm mit «Fiesta» der literarische Durchbruch.
- 1927 ließ er sich scheiden und heiratete Moderedakteurin Pauline Pfeiffer. Zusammen gingen sie zurück in die USA.
- 1933 reiste er zu einer Großwildsafari nach Kenia und Tansania. Im selben Jahr wurden seine Bücher in Deutschland von den Nazis verbrannt und 1935 schließlich verboten.
- 1934 kaufte er ein zwölf Meter langes Fischerboot und unternahm Segeltörns in die Karibik.
- 1937 berichtete er gemeinsam mit seiner späteren dritten Frau Martha Gellhorn als Reporter aus dem Spanischen Bürgerkrieg.
- 1944/45 berichtete er als Kriegsreporter von der Front aus, dort lernte er Mary Welsh kennen, die später seine vierte Frau werden sollte.
- 1954 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen.
- 1961 erschoss Hemingway sich, nachdem er lange gegen Depressionen, Erschöpfung und den Folgen ihrer Behandlung gekämpft hatte.
In einem anderen Land
«In einem anderen Land» ist der Roman, der Hemingway berühmt machte, und bis heute der ideale Einstieg in sein Werk. Erstmals 1929 unter dem Titel «A Farewell to Arms» erschienen, basiert er auf Hemingways Erlebnissen als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Als er ihn schrieb, war ...
In einem anderen Land
In einem anderen Land
Fiesta
In neuer Übersetzung: Das Buch, das Hemingways Weltruhm begründete - über amerikanische Außenseiter nach dem Ersten Weltkrieg, über unglückliche Liebe und über den Stierkampf in Pamplona.
Lady Brett Ashley macht Männer in Serie unglücklich: ihren Vertrauten, den Ich-Erzähler ...
Fiesta
Hemingways berühmtester Roman in neuer Übersetzung
Hemingways frühester Roman aus dem Jahre 1926 liegt hier in neuer Übersetzung vor. Er ist der «Verlorenen Generation» des Ersten Weltkriegs gewidmet. Die Figuren leben, körperlich und seelisch gezeichnet, aber mit fatalistischer ...
Der alte Mann und das Meer
Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 1953, ein Jahr später ausdrücklich von der Nobelpreis-Jury erwähnt: Hemingways faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein fährt er in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. Sein ...
Der alte Mann und das Meer
Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 1953, ein Jahr später ausdrücklich von der Nobelpreis-Jury erwähnt:
Hemingways faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein fährt der in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. ...