Im Gespräch

Fünf Fragen an Christoffer Carlsson

Christoffer Carlsson
© Emelie Asplund

In «Wenn die Nacht endet» kehren wir zurück nach Halland und zurück zu einer ganz besonderen Figur – Vidar Jörgensson. Obwohl man Ihre Kriminalromane wunderbar unabhängig voneinander lesen kann, ist Vidar, neben dem Schauplatz, ein wichtiges Bindeglied in Ihren Geschichten. Was macht ihn aus, was macht ihn besonders?
Was Vidar in gewisser Weise zu etwas Besonderem macht, ist einfach, dass er ganz normal ist. Die Idee dahinter war, über einen Durchschnittsbürger zu schreiben. Er arbeitet als Polizeibeamter und später als Kommissar, und das stellt ihn in seinem Leben manchmal vor ziemlich große Herausforderungen. Aber ich wollte Geschichten über die Art von Menschen erzählen, die ich als Kind gesehen habe, als ich den Arbeitsplatz meiner Mutter besuchte: Sie hat bei der örtlichen Polizei gearbeitet, und ich habe früh gemerkt, dass Polizeibeamte ganz normale Leute sind, und dass ihre Arbeit auch nur ein Job ist. Ich habe diese Männer und Frauen über die gleichen Dinge reden hören wie alle anderen auch: Sport, Familie, was man am Wochenende macht, Politik, was sie auf der Straße gesehen haben.
Vidar ist also genau wie all die Arbeiter und Handwerker, die ich früher kannte, Zimmerleute und Landwirte, Automechaniker und Bauarbeiter, mit dem gleichen alten, protestantischen Arbeitsethos: Es ist wichtig, das Richtige zu tun, nicht aufzugeben, morgens aufzustehen, seine Arbeitskleidung anzuziehen und zur Arbeit zu gehen, sich um die Menschen um einen herum zu kümmern. Du machst das Bestes aus dem was du hast, und du konzentrierst dich auf die Menschen, die du liebst. Das ist keine Weltanschauung, die aus einer Niederlage oder aus Verlust herrührt, ganz im Gegenteil, wie ich finde. Es ist die Idee eines erfüllten Lebens, eines guten Lebens und etwas, das ich bewundere und was mich zutiefst berührt. Auch ich versuche, heute so zu leben.

Wie wäre es, wenn das eintreten würde, was wir uns am meisten wünschen – dass diejenigen, die wir verloren haben, tatsächlich zu uns zurückkommen?

Erzählen Sie uns ein wenig über «Wenn die Nacht endet». Wir wissen, dass es um den Mord an Mikael Söderström geht und 20 Jahre später auch sein Bruder stirbt. Was sind die Themen, die die Leser:innen rund um diese spannenden Fälle erwarten können?
Oh, wissen Sie … In «Wenn die Nacht endet» geht es um Ausbrechen, sich befreien, sein Zuhause verlassen, Erwachsenwerden, zerbrechende Beziehungen, Liebe, Geister und Grausamkeit. Wie wäre es, wenn das eintreten würde, was wir uns am meisten wünschen – dass diejenigen, die wir verloren haben, tatsächlich zu uns zurückkommen? Das ist «Wenn die Nacht endet» für mich.

Siri, die Ermittlerin im Mordfall Mikael Söderström, schreibt nach einem Verhör mit einem Verdächtigen in ihren Notizblock: Lügt! Was glauben Sie? Kann man Menschen ansehen, dass sie lügen?
Ich denke, es ist ihre Intuition, die hier zutage tritt, ihr Sinn für Dinge, für Menschen. Manche Leute haben eine unglaubliche Intuition, meine Freundin ist eine von ihnen.

Sie haben mit «Wenn die Nacht endet» den Schwedischen Krimipreis 2023 gewonnen. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnung?
Diese Preise wurden in der Vergangenheit einigen Menschen verliehen, die ich am meisten bewundere: unter anderem Henning Mankell, Leif GW Persson, Håkan Nesser und Åsa Larsson. Dass ich nun für immer auf dieser Liste stehe, als einer von ihnen, ist irgendwie unwirklich. Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll, außer das. Es ist unglaublich. Ich bin so stolz und glücklich, dass mir der Preis für dieses Buch verliehen wurde.

In Deutschland sprechen Krimis aus Skandinavien und vor allem aus Schweden ein großes Publikum an. Was glauben Sie, ist das faszinierende an Spannungsliteratur aus dem hohen Norden?
Das ist eine sehr gute und schwierige Frage. Ich dachte immer, ich wüsste die Antwort, aber jedes Mal, wenn ich sie mir gestellt wird, werde ich unsicherer. Aber ist das nicht eigentlich eine Frage, die ihr Deutschen beantworten solltet? Warum mögt ihr Nordic Noir so sehr?

Wenn die Nacht endet

Ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis 2023 und dem Skandinavischen Krimipreis 2024

Der dritte Halland-Krimi des Kriminologen und hoch gelobten Autors Christoffer Carlsson ist ein mitreißend erzählter Roman über Schuld, Trennung und Vergebung.

An einem kalten Wintermorgen 1999 wird im halländischen Skavböke der 18-jährige Mikael Söderström erschlagen aufgefunden. Mit seinen Freunden war er in der Nacht zuvor auf einer Party, doch niemand im Dorf kann und will glauben, dass einer von ihnen der Täter ist. Bei den Ermittlungen stößt die Polizei immer wieder auf zwei Namen: Killian Persson und Sander Eriksson. Doch nachweisen kann man dem ungleichen Gespann, das seit der Kindheit unzertrennlich ist, nichts. Die Spuren verlaufen im Sande.
Als 20 Jahre später Mikaels jüngerer Bruder in Skavböke ermordet wird, übernimmt Vidar Jörgensson von der Polizei Halmstad den Fall. Seine Ermittlungen führen zurück zu den Ereignissen von damals. Aber in den hellen Sommernächten beginnen sich Grenzen aufzulösen, flirrend wie das Licht verschwimmen Früher und Jetzt.

«Einer der besten Kriminalromane des Jahres, hervorragend geschrieben und atmosphärisch, über das Erwachsenwerden und über Träume, alte Lügen und neue Erkenntnisse.» Dagens Nyheter

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Christoffer Carlsson

Christoffer Carlsson

Christoffer Carlsson, geboren 1986, wuchs außerhalb von Marbäck an der Westküste Schwedens auf. Er promovierte in Kriminologie an der Universität Stockholm und wurde 2012 mit dem Young Criminologist Award der European Society of Criminology ausgezeichnet. Für seinen Debütroman «Der Turm der toten Seelen» erhielt er 2013 als jüngster Preisträger mit 27 Jahren den Schwedischen Krimipreis. Die Reihe um den Polizisten Leo Junker erscheint in 20 Ländern und wird verfilmt. Sein Roman «Unter dem Sturm» wurde bislang in zehn Länder verkauft und war 2019 für den Schwedischen Krimipreis nominiert.