Im Gespräch

Sebastian Janatas Ode an das Matriarchat

Brillant, furchtlos und überfällig.

Sebastian Janata
© Corinna Radakovits

Als was siehst du dich? Burgenländer? Österreicher? Musiker? Mann? Berliner?

Puh. Ich glaube, Identität ist immer sehr facettenreich. Natürlich gibt es Kräfte, die einen in Formen zwingen möchten und das auch tun. Das ist schlecht und muss und wird sich ändern. Nationalität, Beruf, Geschlecht. Was soll das alles sein und was davon bin ich? Sind wir nicht alles, mal mehr und mal weniger?

Dein Held Hugo und die Frauen – was kannst du dazu sagen?

Mein Antiheld Hugo und die Welt – das trifft es besser. Hugo ist ein bisschen verloren und kommt auf jeden Fall nicht gerade mit vielen Menschen in seinem Umfeld klar. Besonders seine Geschlechtsgenossen und ihr emotional beschnittenes, patriarchales Gehabe regen ihn auf. Da ist es nur naheliegend, dass er besser mit Menschen klarkommt, die über die notwendigen Kompetenzen in Kommunikation und Empathie verfügen. Die meisten Menschen, denen Hugo nahesteht, sind Frauen. Ob er nur auf Frauen steht, weiß ich nicht, ist auch nicht wichtig. Er mag auf jeden Fall faszinierende Leute, besondere Menschen.

Was hat dich zur Geschichte der Ambassadorin inspiriert/dazu inspiriert, sie aufzuschreiben?

Mein größtes Ziel war es, etwas Unterhaltsames zu erschaffen, das Tempo hat, bunt ist, und das weitestgehend, ohne althergebrachte Stereo type zu bedienen. Als es klar war, dass ich einen Roman schreiben werde, habe ich mich – wie es viele machen – vor allem von meiner eigenen Biographie, persönlichen Beziehungen und Erlebnissen inspirieren lassen. Das war teilweise sehr intensiv, aber oft auch amüsant, zum Beispiel, wenn ich ganz bewusst Dinge abgeändert habe, real existierende Menschen Dinge habe tun lassen, die sie im echten Leben nie machen würden. Manchmal musste ich beim Schreiben laut auflachen, alleine an meinem Schreibtisch. Wie so ein Freak.

Bist du selbst auch Jäger?

Nein, aber mein Großvater war Jäger. Durch ihn habe ich diesen Beruf aus nächster Nähe kennenlernen dürfen. Vieles daran finde ich herrlich. Den ganzen Tag Waldluft einatmen, alleine sein, Zeit haben, in sich hineinzuschauen. Ich würde wahrscheinlich mit einem guten Buch im Hochstand sitzen und das Wild verpassen. Vielleicht werde ich ja noch mal Jäger, wenn ich genug vom Künstlerdasein habe. Aber die sind oft so komisch angezogen. Und das mit dem Tiere erschießen, aufbrechen, ausnehmen – das könnte mich eventuell doch noch von einer Umschulung abhalten.

Du bist ein erfolgreicher Musiker. Warum jetzt ein Roman?

Ganz ehrlich? Um etwas zu tun zu haben. Das Leben als Musiker kann unfassbar schnell sein. Aber immer wieder gibt es längere Perioden der absoluten Unterforderung. Um nicht früher oder später wahnsinnig zu werden, ist es wichtig, sich Aufgaben zu schaffen. Ich habe das Schreiben gefunden. Es ist eine Herausforderung, manchmal auch eine Mühsal, aber in den besten Momenten ein einziges selbst gemachtes Spektakel. Vor allem macht mich das Schreiben neugierig auf meine Zukunft. Und das ist doch schon mal was.

Die Ambassadorin

«Die sogenannte Hauptstraße des Ortes, an der auch das Haus meiner Eltern steht, zieht sich durch die Spalte zweier Hügel des Leithagebirges, die wie gewaltige Pobacken ihre baumbewachsenen Rundungen in die burgenländische Landschaft recken. Genau zwischen diesen Pobacken, in der Falte, wenn man so will, steht unser Haus.«

Der junge Hugo Navratil muss zurück in die österreichische Provinz. Sein Großvater, mit dem ihn die Liebe zur Natur und zu einem kleinen Jagdhund verband, ist gestorben. Das burgenländische Dorf, der Wald, Freund und Feind, alles scheint Hugo wie immer. Doch auf der Beerdigung fallen ihm zwei Frauen auf. Sie sind auf der Suche nach einer antiken Flinte, und sie glauben, dass Hugo weiß, wo sie ist. Je mehr Hugo es mit ihnen zu tun bekommt, desto besser versteht er, dass der alte Mann viele durchaus schöne Gesichter hatte. Nur was hat es mit dem Verbund auf sich, in dem er und diese Frauen einst zusammenfanden?

«Der Debütroman des Musikers Sebastian Janata verbindet derben Humor mit fantastischem Krimi. Schön!» Spiegel

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Sebastian Janata, Jahrgang 1988, stammt aus dem östlichsten Teil Österreichs. Seine Gymnasialausbildung brach er ein Jahr vor der Matura ab. Seit 2006 ist er Mitglied bei der Band Ja, Panik. Nach fünf Studioalben veröffentlichten sie im Oktober 2016 das im Kollektiv geschriebene Buch «Futur II» im Verbrecher Verlag. Der Autor lebt und arbeitet in Berlin. «Die Ambassadorin» ist sein Debütroman.

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