Warum wolltest du dieses Buch unbedingt schreiben?
Die Gewalt im Leben vieler Frauen fängt oft schon früh an: schmerzhafte Schönheitsideale, die nie erreicht werden können, frauenverachtende Rap-Lyrics, Übergriffe. In den 2000ern gab es für diese diversen Formen von Gewalt kaum ein breites gesellschaftliches Bewusstsein, es wurde wenig darüber gesprochen. Das hat sich nach #MeToo etwas geändert. Die Geschichten von damals erstrecken sich aber trotzdem noch in die Gegenwart und müssen erzählt werden.
«Zu so was gehören doch immer zwei», sagt Jellas Vater zu ihr, nachdem die Beziehung eskaliert. Warum, denkst du, suchen Frauen so oft die Schuld bei sich allein und tolerieren lebensbedrohliche Gewalt in Beziehungen oft so lange?
Es heißt, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Wer mehr liebt, liebt richtig. Extreme sind sexy. Man liebt nur richtig, wenn es wehtut. Ein bisschen Eifersucht tut der Beziehung gut. Wir wachsen mit diesen Glaubenssätzen auf, die sagen: Liebe muss intensiv sein. Und wenn es mal laut wird? Gilt das als leidenschaftlich. Doch was, wenn der Streit körperlich wird? Wenn die Worte Demütigungen werden? Ist das dann immer noch Leidenschaft – oder ist das: Gewalt? Es ist gefährlich, wenn die Grenzen verschwimmen. Auch wenn das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen gerade wächst, stellt sich die Mehrheitsgesellschaft oft nicht klar hinter die Frauen.