Raphaëlle Red über ihr Debüt "Adikou"
Raphaelle Reds Debüt "Adikou" erschien im Frühjahr bereits in Frankreich, jetzt wird der erste Roman der zweisprachigen Autorin auch in Deutschland veröffentlicht.

Worum geht es in deinem Buch?
Adikou ist eine Road Novel über eine junge Frau. Adikou wird auf ihrer Reise von einer Erzählerin begleitet und deswegen geht es auch um das Verhältnis, das Adikou und die Erzählerin zueinander haben.
Was ist das Besondere an der Figur Adikou?
Adikou ist eine junge Frau, die eines heißen Sommertages in Paris beschließt, dass es so nicht weitergehen kann. Also begibt sie sich auf eine Reise, eine Suche sogar, die sie von Paris nach New York, quer durch den Süden der USA und entlang der westafrikanischen Küste durch Togo, Ghana und Benin führt. Wonach genau sie sucht, was ihr da eigentlich fehlt, das wird erst im Verlauf der Reise deutlich – aber es geht um Identität, um Familie und um die Frage nach Zugehörigkeit.
Stichwort Bilingualität: Wie war es für Dich, die Übersetzung Deines eigenen Texts zu lesen?
Ich durfte mit der Übersetzerin Patricia Klobusiczky eng zusammenarbeiten, was total aufregend war. Es war ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, und wir haben uns viel ausgetauscht. So ist ein Text entstanden, der wirklich nach Adikou klingt und der den richtigen Ton trifft – das fand ich toll. Viele der Begriffe, die im Text auf die Subtilitäten von rassistisch oder kolonial geprägter Sprache hinweisen, konnten zum Beispiel nicht eins zu eins übersetzt werden, sondern wurden von Patricia in den Kontext der deutschen Sprache übertragen — mit viel Feingefühl dafür, wie viel Geschichte und Glaubenssätze hinter Worten stecken können. Der Roman spielt außerdem mit unterschiedlichen Stimmen, mit unterschiedlichen Sprachregistern, für die wir zum Teil länger nach deutschsprachigen Äquivalenten gesucht haben: So klingt Adikou, die im Französischen zum Teil eine freche, junge Pariser Stimme hatte und im Deutschen vielleicht zur Berlinerin geworden ist!


Adikou
Adikou
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn Dein Buch in Deutschland erscheint?
Im Januar ist der Roman bereits in Frankreich erschienen, und ich fand den Austausch mit der Presse und dem Publikum anregend und aufregend. Aber ich bin größtenteils im deutschsprachigen Raum aufgewachsen, und dieser Kontext ist mir dementsprechend auch sehr wichtig. Ich freue mich also total auf die Lesungen, auf die Reise durch verschiedene Städte und die Begegnungen und Rückmeldungen aus der deutschsprachigen Literaturwelt. Ich bin auch neugierig darauf, welche Aspekte des Textes hier am meisten Beachtung finden werden — in Frankreich lag der Schwerpunkt oft auf der Frage nach Rassismus und Zugehörigkeit, seltener auf der Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten und Klasse. Ich bin gespannt zu sehen, wie das hier sein wird.