Die berufliche Laufbahn einiger ADHS-ler*innen gleicht einer wilden Achterbahn - wie sah es bei dir aus? Hattest du viele unterschiedliche Berufswünsche? Wie kamst du zum Schreiben?
Ich hatte schon immer genau zwei Berufe, die ich unbedingt machen wollte und ganz ehrlich: Ohne das ADHS wäre es nicht das Schreiben geworden. Eigentlich wollte ich Medizin studieren, aber ein mieses Abi hielt mich davon ab. Stattdessen kam dann mein zweiter Wunsch: Das Schreiben. Und als ich mit 23 meinen ersten Buchvertrag bekam, entschied ich mich dafür. Obwohl man gar nicht sagen kann, dass das wirklich nur mein zweiter Wunsch war. Eigentlich wollte ich immer schreiben und habe es auch getan, seit ich denken kann. Trotzdem habe ich seit meinem 21. Lebensjahr immer auch in anderen Berufen gearbeitet. Ich bin die klassische Quereinsteigerin, die sich hochgearbeitet hat. Und ich hatte tausend Jobs: Babysitterin, Souffleuse, Werberin, Beraterin, Redakteurin, Journalistin, ich hab in der Gastronomie geschuftet und ich hatte und habe Führungspositionen und bin mittlerweile sehr froh, dass ich nie alles nur aufs Schreiben gesetzt habe und immer auch mein Geld in anderen Berufen verdient habe.
Für einige ADHS-ler*innen ist das Lesen von Büchern schwierig - wie ist es bei dir?
Netflix hat mir das Lesen kaputt gemacht. Mittlerweile höre ich fast nur noch Hörbücher. Vor 10 Jahren habe ich noch 30 Bücher im Jahr gelesen. Aber ganz selten mal kriegt mich ein Buch so, dass ich doch wieder lese. Und dann liebe ich es und frage mich, wieso ich das nicht eigentlich ständig mache?
Hast du Tipps für Personen mit ADHS, die mit dem Schreiben beginnen wollen?
Nein, das wäre auch vermessen. Jede:r ADHSler:in ist anders und braucht andere Dinge. Mir helfen mittlerweile seit 8 Jahren Medikamente beim Schreiben, ich kann fokussiert bleiben. So kreativ wie ohne Medikamente bin ich dann aber leider trotzdem nicht.