Die Memoiren, so sagen Sie, wurden in einer Münchner Dachgeschosswohnung gefunden, von einem BWL-Studenten, der dort eine alleinerziehende Mutter mit sechs Kindern heraus geklagt hatte. Das ist eine abenteuerliche Geschichte. Sicher, dass Sie keinem Fälscher aufgesessen sind?
Gott weiß, was uns entgangen wäre, wenn die alleinerziehende Mutter in der Wohnung geblieben wäre! Die Seiten habe ich eigenhändig geprüft. Eine Fälschung ist ausgeschlossen. Ich arbeite ja nicht beim Stern.
Sie sind der Experte. Also, die Memoiren von Cosa Rara erscheinen dieser Tage im Rowohlt Verlag - als Graphic Novel. Tun Sie uns doch den Gefallen, für die älteren Leser, und erklären einmal, was das überhaupt ist: eine Graphic Novel.
Der Begriff “Graphic Novel” dient als Label, den sich Verleger ausgedacht haben, um schändliche Comic-Hefte an Menschen mit Hochschulreife zu verkaufen. Ein Marketingtrick! Es ist und bleibt ein Comic. Und dieses Medium schmälert jedes literarische Genie.
Ich höre heraus - Sie halten es für die falsche Form, um so wichtige Dokumente für die Öffentlichkeit aufzubereiten?
Ich erwarte von einem Verlag erwachsene Bücher von erwachsenen Leuten für erwachsene Leser. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sich Leser vom Produkt abwenden, weil sie die Form unterfordert. Hoffentlich bekommt meine Freundin Thea Dorn das Buch nicht in die Finger.
Der Zeichner der Graphic Novel ist Miguel Robitzky, unter anderem Autor bei Jan Böhmermanns “ZDF Magazin”. Wie zufrieden sind Sie mit seiner Arbeit?
Ich stand mit Herrn Robitzky lediglich in sporadischem Fax-Kontakt. Er war stets höflich. Seine Zeichnungen im Buch sind zu meinem Leidwesen trotzdem äußerst primitiv. Und der Name Böhmermann sagt mir leider gar nichts.
Ist das Buch denn trotz der Aufbereitung als Graphic Novel der Wahrheit verpflichtet?
Zum Teil. Ich bestand auf eine chronologisch-korrekte Erzählung. Leider konnte ich das Dauergewitzel auf Stammtischniveau nicht verhindern, welches der Verlag und Herr Robitzky dem Originalmanuskript hinzufügten.
An einer Stelle tritt Thomas Gottschalk auf. Im 19. Jahrhundert. Ist das wirklich passiert?
Tatsächlich startete Thomas Gottschalk in etwa dieser Zeitepoche seine Karriere. Das bezeugen einige Quellen. An anderer Stelle isst Ludwig II. ein Snickers. Uns war nicht klar, dass es diesen Schokoriegel schon so lange gibt. Rowohlt musste sich durch Werbung finanziell absichern. Traurig, aber so steht es um die deutsche Verlagslandschaft.
Ihr Buch wirft ein neues Licht auf das Leben von Ludwig II. So scheint er Drogen nicht ganz abgeneigt gewesen zu sein - und auch seine angebliche Homosexualität scheint nun bestätigt.
Ludwig II. nahm Medikamente, die Kokain enthalten haben. Auch die Homosexualität ist in der Tat bestätigt. Das ist ja auch kein Problem mehr heutzutage, wenn zwei Menschen schwul miteinander … also … aber ich bin es nicht, falls Sie das jetzt dachten.
Vielleicht kommen wir lieber zum Ende. Es ist das erste Buch, das Sie bei Rowohlt herausgeben. Auf der Internetseite des Verlages sind Sie nun zwischen namhaften Persönlichkeiten wie dem Schriftsteller Paul Auster oder dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu finden. Wie fühlt sich das an?
Das müssen Sie Horst Köhler und Paul Auster fragen. Ich hoffe, sie freuen sich.
Herr Fußnoté, ich danke für das Gespräch.
Wollen Sie mich nicht noch fragen, was ich vom Thema Gendern halte?
… Was halten Sie vom Thema gendern?
Nichts.
Ein interessanter Gedanke. Vielen Dank nochmals.
Das Interview mit Prof. Dr. Hubert Fußnote führte Jonah Lemm (@Jonah_Lemm)