In der «Paris Trilogie» heißt es: «Meine Mutter ist Feministin, wie auch ihre Mutter vor ihr. Der Kampf meiner Mutter ist der einer Welt, die nicht mehr existiert.» Was meinen Sie damit?
Jede neue Gesellschaft führt ihre eigenen Kämpfe. Meine Großmutter kämpfte dafür, studieren und ihren Ehemann selbst wählen zu dürfen, meine Mutter kämpfte für das gleiche Gehalt wie Männer und den Zugang zu bestimmten Posten. Mit Siebzehn dachte ich, es ist alles in Ordnung, wir haben die Gleichberechtigung von Frau und Mann erreicht. Ich habe mich von meinesgleichen mitreißen lassen und erst viel später begriffen, dass wir gar nichts erreicht haben. Dass für die Gesellschaft und für mich selbst – und ich bin eine Frau, also eine zerbrechliche, zarte, freundliche, gehorsame Person, dazu bestimmt, Kinder zu bekommen, ohne das Bedürfnis, für etwas zu kämpfen - alles so genügen sollte.
In Ihrem Buch spielt das Schwimmen eine große Rolle. Was geschieht physisch und in Ihrem Kopf, wenn Sie im Wasser sind? Ähnelt der Vorgang des Schwimmens dem des Schreibens?
Wenn ich im Wasser bin, hat mein Körper das Sagen (ganz anders als draußen, da ist mein Gehirn viel zu aktiv ist, um meinen Körper bestimmen zu lassen). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Bewegungen über eine Intelligenz, über eine hellseherische Gabe verfügen, und das hat mir große Kraft gegeben. Beim Schwimmen bin ich gezwungen, mich so geschmeidig wie möglich zu verhalten, alles Überflüssige zu vermeiden, das einem den Weg versperrt und einen daran hindert voranzukommen. Mittlerweile schreibe ich auch auf diese Weise, es gibt kein Wort, kein Komma zu viel.