Empfehlungen

«Klar schrei ich rum. Ich bin Mutter, keine Pädagogin!»

Klagen, lachen, klüger werden: «Problemzonen» versammelt die besten ‹Brigitte›-Kolumnen von Ildikó von Kürthy

Klagen, lachen, klüger werden: Problemzonen

Gemeinsam durch die Problemzonen unseres Lebens schlendern – wie schön das sein kann! Hier geht es um Sehnsucht und Schokolade. Um die Liebe und ihr Ende, um Freundschaft, Feindschaft, Eltern und nackte Oberarme. Ildikó von Kürthys «Brigitte»-Kolumnen sind amüsant, scharfsinnig, todernst und lebendig, neurotisch und dramatisch – ein Reiseführer in die Krisengebiete des Alltags. Texte zum Unterhaken für Frauen, die über sich selbst lachen und mit ihren Freundinnen weinen können.


Hier ein paar Passagen zum Einlesen, die Lust auf jede Menge Problemzonen machen:

 

Laktosefreier Edamer, ungesüßte Sorbets & imposante Schwangerschaftsbrüste

Treue ist auch keine Lösung. «In diesem Jahr habe ich es schon wieder nicht geschafft, meinen Mann zu betrügen. Bin irgendwie nicht dazu gekommen. Erst war ich schwanger, dann sah ich so aus, als sei ich schwanger, und jetzt ist bald Weihnachten und Silvester, und da mag ich mich auch nicht mehr aufraffen.»


Alles Geschmacksache! «Ich habe nicht zu wenig anzuziehen. Ich habe zu viel vom Falschen. Ich habe keinen Geschmack, ich habe keinen eigenwilligen Stil, ich habe kein Gespür für Mode. Und wenn ich mal gut angezogen bin, dann ist das Zufall, oder mein Mann war beim Einkauf dabei. Ich denke, das hat mit meiner schweren Kindheit zu tun. Meine Mutter brauchte keinen eigenen Geschmack, denn ihre jüngere Schwester hatte welchen. Und mein Vater war blind. Äußerlichkeiten spielten in meinem Elternhaus also notgedrungen eine untergeordnete Rolle.»


Perlen & Säue. «Und wieder hat sich eine Perle vor eine Sau geworfen. Diesmal war es meine bezaubernde Freundin Anne, die auf der Suche nach dem Richtigen alles falsch gemacht hat. Begleitet von alkoholischen Getränken und wüsten Flüchen sind wir derzeit dabei, seine dürren Mails zu analysieren und uns zu fragen, ob die Tatsache, dass er sich seit sechs Wochen nicht mehr gemeldet hat, womöglich doch noch irgendeinen Interpretationsspielraum lässt.»


Rauchzeichen. «Ich habe diese armseligen Idioten nie verstanden: Gewöhnen sich mühsam das Rauchen ab, lassen es zwei, zwölf oder zwanzig Jahre lang sein und fangen dann wieder an. «Bloß die eine», denken sie in einem unbedachten, nachlässigen, rührseligen Moment, in dem sie sich für eine Zigarettenlänge fühlen wollen wie mit vierzehn auf der Schultoilette (…).Wie blöd muss man eigentlich sein? Nun, so blöd wie ich, beispielsweise. Nach dreizehn Jahren als rückfallfreier Nichtraucher sieht man mich derzeit frierend und qualmend zwischen den Mahlzeiten vor Restaurants stehen oder vor Zigarettenautomaten verzweifeln, denen man mittlerweile nachweisen muss, dass man über achtzehn ist.»


Mann, Thomas. «Ich habe mich heute von Thomas getrennt. In den Frühlingssonnenstrahlen fiel überdeutlich auf, was ich zu lange verdrängt hatte: Der Staub auf unserer Beziehung. Die Roman-Tetralogie ‹Joseph und seine Brüder› von Thomas Mann umfasst 1652 Seiten, stand vierzehn Jahre lang ungelesen in meinem Bücherregal und nahm dort einen Fünftelmeter Platz weg. Man kann wirklich nicht sagen, dass ich übereilt Schluss gemacht hätte. Dafür bin ich nicht der Typ. Bin eher faul, viel zu sentimental, oftmals ängstlich, und ich schlaf lieber noch mal drüber – gerne auch ein paar Jahre – , ehe ich mich zu einem endgültigen Abschied aufraffe.»


Haare et al. «Das erinnert mich an meine imposanten Schwangerschaftsbrüste. Die Dinger kommunizierten ohne mein Wissen, also quasi hinter meinem Rücken, mit schlichtgestrickten Männern, die sich konsterniert zurückzogen, wenn sie feststellen mussten, dass die dazugehörige Frau sprechen konnte und eigenes Geld verdiente. Hätte ich schon damals lange Haare gehabt – nicht auszudenken, was für Erfolge ich damit beim sich für stark haltenden Geschlecht erzielt hätte! Ich bin ansonsten nämlich nicht der Typ Frau, der sich über zu viele Verehrer beklagen darf. Ich bin in meinem Leben von exakt drei Männern angesprochen worden, zwei davon habe ich geheiratet, der dritte wollte, dass ich ihn meiner langhaarigen Freundin vorstelle.»

Säuglinge im Stofftunnel, Duftwolken & richtige Männer

 

Kleinteiliger Alltagsfundamentalismus. «Tatsächlich bin ich bei schicken Abendessen mittlerweile oft die Einzige, die ihren warmen Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern überhaupt anrührt, wobei ich mir zunehmend vorkomme, als würde ich eine Ladung Giftmüll verspeisen. Und leider gibt es ja einen deutlichen Trend, ich stelle es mit Bedauern fest, zur zuckerfreien Nachspeise. Ungesüßte Sorbets, ein Stückchen Mango mit Minzeblättchen, Ananas mit Splittern von 95-prozentiger Bitterschokolade. Gerichte wie «Birne Helene» und «Schokoladenpudding mit Sahne» klingen heute so exotisch wie «Kofferradio» und «Reiseschreibmaschine». Wir üben uns in der Kunst des Weglassens. Glutenfrei. Laktosefrei. Zuckerfrei. «Kleinteiliger Alltagsfundamentalismus» ist dafür ein wunderbarer Begriff, der bedauerlicherweise nicht von mir stammt.»


Der erste Schultag. «Ich betrachte mein ahnungsloses Söhnchen – habe ich ihn nicht gerade abgestillt? Hat er nicht erst gestern im Frühförderungskurs für Säuglinge in den Stofftunnel gekackt? War ich nicht eben noch beim 3-D-Ultraschall, wo er aussah wie eine schlechtgelaunte, weichkochende Kartoffel? Mir fällt die großartige Anne Enright ein, die über ihre Kinder schrieb: ‹Eines Tages werde ich sie alleine rauslassen müssen – wenn sie fünfunddreißig sind, zum Beispiel – , und vielleicht ist dann jemand eklig zu ihnen, und ich bin nicht dabei, um dem Kerl das Licht auszublasen.›»


Trendforschung. «Meine Theorie ist, dass sich die meisten Menschen an die meisten Trends erst mühsam gewöhnen müssen. Ähnlich wie sich die Geschmacksnerven im Mund auf salzarme Kost einstellen können, sind die Geschmacksnerven im Kopf in der Lage, sich an die Trendfarbe «nude» (wie Zahnbelag eines starken Rauchers) zu gewöhnen. Mir gefällt irgendwann auch alles. Genauer gesagt erreicht Mode mich über drei Stadien: 1. Spontanes Entsetzen 2. Langsame Adaption 3. Kaufen! Habe ich Punkt drei erreicht, ist die Mode bedauerlicherweise nicht mehr so modern, wie ich doch eigentlich auch mal sein möchte.»


Duftwolken. «Fatal und ruinös sind Besuche in Parfümerien, in die ich bloß kurz reinhuschen will, um die Augencreme meines Vertrauens zu kaufen. Das geschulte Fachpersonal muss mich dann nur kritisch und oftmals etwas mitleidig anschauen und betroffen so Sachen sagen wie: ‹Oh, Sie haben aber sehr feuchtigkeitsarme Haut. Darf ich Ihnen da mal was empfehlen?› (…) Ja, ich gebe es zu: Ich wechsle Kosmetiklinien wie eine Nymphomanin ihre Sexualpartner, und am liebsten würde ich mich auch einmal im Jahr neu krankenversichern lassen und mich monatlich nach einem neuen Steuerberater, Arzt, Gasherd, Bodenbelag, Kindergarten und Lippenkonturenstift umschauen.»


Richtige Männer. «Was soll aus den Männern werden? Früher fand ich den folgenden Satz lustig und habe ihn immer wieder gern zitiert: «Seit mindestens hundert Jahren gibt es einfach keinen Grund mehr, ein Mann zu sein.» Aber jetzt, mit zwei kleinen Söhnen, fürchte ich mich zunehmend davor, dass die Zukunft vielleicht ausschließlich den Frauen gehört und ich zwei Auslaufmodelle produziert habe. Ein Sohn? Das ist ja wie ein Auto ohne Katalysator, wie ein Handy ohne Apps, wie ein Leben ohne Facebook. Ein Mangelwesen. Die schlechtere Variante von Frau. Gibt es eine Zukunft für Männer?»


Total mainstream. «Ich bin beschämend durchschnittlich. Wenn mir was gefällt, gefällt es garantiert allen anderen auch. Mein Stil ist kein bisschen originell, mein Geschmack ist Massenware, und ich hatte noch nie eine Meinung, mit der ich ganz alleine dastand. Schuhe, Parteien, Musik, Bücher – was ich gut finde, ist meist sehr gut verkäuflich oder regierungsfähig. Und die Männer, denen ich mein Herz schenkte, weckten bedauerlicherweise immer auch das Interesse einer beachtlichen Menge anderer Frauen. Jenseits des Mainstreams war ich noch nie unterwegs.»

Problemzonen

Klagen. Lachen. Klüger werden.
Und dann gemeinsam weiterziehen durch die Problemzonen unseres Lebens.
Hier geht es um Sehnsucht und Schokolade. Um die Liebe und ihr Ende, um Freundschaft, Feindschaft, Eltern und nackte Oberarme.
„Problemzonen“ versammelt die besten „Brigitte“-Kolumnen von Ildikó von Kürthy.
Amüsant, scharfsinnig, todernst und lebendig, neurotisch und dramatisch.
Dieses Buch ist ein Reiseführer in die Krisengebiete des Alltags. Texte zum Unterhaken für Frauen, die über sich selbst lachen und mit ihren Freundinnen weinen können.

Hier bestellen

  • Amazon
  • Genialokal
  • Hugendubel
  • Osiander
  • Thalia
Ildikó von Kürthy

Ildikó von Kürthy

Ildikó von Kürthy ist Journalistin und eine der meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Ihre Bücher sind Nummer-1-Bestseller, wurden mehr als sieben Millionen Mal verkauft und in 21 Sprachen übersetzt.
Ildikó von Kürthy ist Gastgeberin des Podcasts «Frauenstimmen», sie berichtet auf Facebook und Instagram über Wichtiges und Nichtiges und schreibt einen regelmäßigen Newsletter. Neuigkeiten und aktuelle Tourdaten auf: www.ildikovonkuerthy.de