Worte, die Wunder wirken
Rhetorische Stoppschilder, verbale Vollbremsungen – freundlich, aber bestimmt teilt Autorin und Coach Karin Kuschik in ihrem neuen Buch «50 Sätze, die das Leben leichter machen» Formulierungen mit Tiefenwirkung. Wie mehr Souveränität in Alltag und Beruf möglich ist.

Ein Satz, ein Knall: Ich glaube, das ist dein Thema. «Knappe Worte, die komplexe Zusammenhänge innerhalb von Sekunden sortieren und das Leben schlagartig leichter machen können», weiß Karin Kuschik, die als Coach und Fachfrau in Sachen Selbstführung seit mehr als 20 Jahren Führungskräfte und Prominente berät. Mit ihrem neuen Buch «50 Sätze, die das Leben leichter machen» stellt sie einen rhetorischen Premium-Werkzeugkasten zur Verfügung, der sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben vielfältig eingesetzt werden kann. «Sie können die Sätze in eine Unterhaltung einbringen, damit einen Streit verhindern oder sie als Botschaft nach innen senden», sagt Kuschik.
«Ich glaube, das ist dein Thema» ist eine dieser Formulierungen mit Tiefenwirkung. Ein Satz, den sie einmal auch einer Architektin mit an die Hand gab, die sich von einem Kollegen immer wieder anhören musste, dass er weniger verdiene als sie. Eines Tages reichte es Kuschiks Klientin, und sie ließ folgende Sätze fallen: «Du scheinst ein riesiges Thema mit meinem Gehalt zu haben. Vielleicht möchtest du das mal mit dir klären. Oder mit unserem Chef? Bei mir ist das Thema jedenfalls schlecht aufgehoben.» Unmittelbar danach hatte sie endgültig Ruhe.
«Wenn etwas wirklich nichts mit uns zu tun hat, wenn wir spüren, dass jemand seine Themen auf uns projiziert, sollten wir es postwendend zurückschicken und die Verantwortung beim anderen lassen», sagt Kuschik.
Gesunde Grenzen
Ihrer Erfahrung nach kommt es im Alltag immer wieder zu kommunikativen Missverständnissen, Unterstellungen, Vorwürfen oder Fehlinterpretationen. «Egal mit welchem Anliegen ein Klient zu mir kommt, fast jedes Thema hat seine Wurzeln in den Bereichen Klarheit, Abgrenzung und Wertschätzung.» Insbesondere die Angst vor Abgrenzung ist laut Kuschik weit verbreitet. Dabei richte sich Abgrenzung nicht gegen andere, sondern sei ein Mittel für mehr Klarheit, bessere Stimmung und für das Zurückfinden zur eigenen Form. «Hier hörst du auf, hier fange ich an – manche müssen das offenbar hören, denn nicht jeder ist ähnlich empathisch», sagt Kuschik.
Vor allem in nahen Beziehungen ist Abgrenzung eine entscheidende Fähigkeit. Ein Satz, der deutlich Grenzen schafft und gleichzeitig klassische Konfliktsituationen entschärfen kann, ist: «Ich mache das nicht gegen dich, ich mache es für mich.» Ein Beispiel: Der Partner hat Kinokarten besorgt, einem selbst ist aber eher nach einem Abend daheim zumute. Die Situation eskaliert, das Gegenüber ist gekränkt und sagt Sätze wie «Wegen dir fühle ich mich jetzt richtig mies». «Gerade für Menschen, die bisher die Neigung hatten, Dinge schnell auf sich zu beziehen, ist die Idee, dass ein Satz tatsächlich einmal nicht gegen sie gemeint sein könnte, besonders wertvoll», sagt Kuschik, die in ihrem Buch auch Sätze präsentiert, die sich gut für berufliche Situationen eignen, die vermutlich jede kennt.
Der Kollege fällt einem mal wieder ins Wort? Da könnte der sachliche, unaufgeregt ausgesprochene Satz «Ich bringe das erst mal zu Ende» rasch Wirkung zeigen. Jemand versucht, seine Arbeit abzuwälzen? Die Antwort «Ich fühle mich hier gar nicht zuständig» ist ein effektives Stoppschild und bremst das Gegenüber gekonnt aus.


50 Sätze, die das Leben leichter machen
50 Sätze, die das Leben leichter machen
Sprachliches Wachstum
Und auch in Alltagssituationen können Sätze wie «Ich möchte jetzt lieber für mich sein, merke ich gerade» Raum und innere Souveränität verschaffen. Etwa wenn die Taxi-Fahrerin besonders redselig ist oder der Masseur den langersehnten Moment der Entspannung mit privaten Anekdoten stört.
«Um wirklich souverän zu wirken, ist bei all diesen Sätzen ein entspannter Tonfall entscheidend», sagt Kuschik. «Wenn wir in der Sache klar sind und dabei klingen, als würden wir sagen ‹Dann nehme ich mal noch ’ne Apfelschorle›, erzielen wir die größte Wirkung.» Kuschiks Tipp: «Suchen Sie sich einen Lieblingssatz aus, lernen Sie ihn auswendig und sagen Sie ihn dann so oft auf, bis er so selbstverständlich klingt, als hätten Sie ihn gerade zum ersten Mal gedacht.» Wem Harmonie für gewöhnlich besonders wichtig ist, sollte sich auch mal zu einem konfrontativen Satz überwinden. «Innerhalb der Komfortzone und ohne das geringste Lampenfieber kann Wachstum nicht gelingen», sagt Kuschik. «Es sind immer die Mutproben, die Menschen voranbringen.»
Das Buch in Kürze:
«50 Sätze, die das Leben leichter machen. Ein Kompass für mehr innere Souveränität»
Worum geht es?
Sprache schafft Tatsachen und gestaltet unsere Realität – in «50 Sätze, die das Leben leichter machen. Ein Kompass für mehr innere Souveränität» teilt Karin Kuschik ihre 20-jährige Berufserfahrung als Coach und Expertin für Selbstführung. 50 anschauliche Beispiele aus der Praxis, die zeigen, auf welche Weise die sprachlichen Kraftpakete wirken und wie man sie am besten anwendet. Praktische Umsetzungstipps inklusive.
Warum ist es so lesenswert?
Karin Kuschik setzt nicht nur auf rhetorischer Ebene starke Impulse. Ihre 50 Sätze sind gleichzeitig auch 50 Denkanstöße, die inneres Wachstum befördern. Denn einige davon funktionieren als stärkende Botschaft an sich selbst. Ihr Buch ist auch ein guter Kompass für mehr innere Souveränität