Wir trauern um Margot Friedländer

Die Rowohlt Verlage trauern um Margot Friedländer, die am 9. Mai 2025 mit 103 Jahren in Berlin gestorben ist. Schlagartig ist deutlich, wie sehr sie, Holocaust-Überlebende und eine der bekanntesten Zeitzeugen der Judenverfolgung im Nationalsozialismus, fehlen wird – ihre Stimme wurde gehört, hatte große Klarheit und Wirkmacht. Was sie sagte, zählte.
Margot Friedländer, geboren im November 1921, wuchs als Kind einer jüdischen Familie in Berlin auf. 1943, mit 21 Jahren, tauchte sie ab, lebte, vollends auf sich allein gestellt, im Untergrund; als sie 1944 in eine Kontrolle von «Greifern» geriet, wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte das Lager, aber ihre Eltern und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. 1946 emigrierte sie in die USA. Im Rowohlt Berlin Verlag erschien 2008 ihr Buch «Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin», in dem sie ihre bewegende Geschichte erzählt. 2010, mit 88 Jahren, kehrte sie von New York nach Deutschland zurück, in ihre Geburtsstadt Berlin, von wo aus sie sich in den nachfolgenden anderthalb Jahrzehnten in der Zeitzeugenarbeit engagierte.
Margot Friedländer war ein ausgesprochen warmer, feinsinniger Mensch, sie liebte die Künste, und darunter vor allem die universale Sprache der Musik. Noch mit 103 Jahren nahm sie hellwach an der Gegenwart teil, lenkte sensibel die Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Erschütterungen und Missstände. Durch das von ihr selbst Erlebte und Erlittene war sie allergisch gegen alles Ideologische, gegen alle Parolen. Als Mahnerin im Dienst der Versöhnung ist sie vielfach geehrt und ausgezeichnet worden, von der Ehrenbürgerwürde Berlins bis zum Großen Bundesverdienstkreuz. Ihr Appell war bis zuletzt: «Schaut nicht auf das, was euch trennt, sondern auf das, was euch verbindet.» Und, scheinbar so einfach und historisch doch so schwer: «Bitte seid Menschen!»

