Im Alter von 95 Jahren ist am Mittwoch die Übersetzerin, Autorin und Journalistin Sybil Gräfin Schönfeldt nach kurzer Krankheit in Hamburg gestorben.
Geboren 1927 als Tochter eines österreichischen Reichsgrafen – ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt –, wuchs Anna Sybil Gräfin Schönfeldt bei Verwandten in Nassau auf. Mit siebzehn Jahren wurde sie 1944 als letzter Jahrgang zum Reichsarbeitsdienst nach Oberschlesien eingezogen - eine Erfahrung, die sie 1979 in ihrer Autobiografie «Sonderappell» verarbeitete. Nach dem Krieg studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte, arbeitete als Journalistin für die ZEIT, den Stern sowie bis zuletzt als Rezensentin für die Süddeutsche Zeitung.
Einen großen Teil ihres Lebens engagierte sie sich für die Kinderliteratur. In der ZEIT installierte sie die Kinder- und Jugendliteraturkritik, war Vorsitzende des Kinder- und Jugendbuchpreises sowie des Arbeitskreises für Jugendliteratur, gestaltete Kinderfunksendungen und Hörspiele im NDR. Nebenbei übersetzte sie zahllose Kinderbücher, unter anderem von Edith Nesbit und Lewis Carroll. 1977 erhielt sie den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Mit Rotfuchs war Sybil Gräfin Schönfeldt durch ihre herausragende Übersetzung von Roald Dahls «Hexen hexen» verbunden; mit Rowohlt durch ihre Biografie über Astrid Lindgren sowie ihre Benimmfibel «Knigge für die nächste Generation».
«Die Kinder- und Jugendliteratur verliert eine ihrer leidenschaftlichsten Leserinnen», schrieb Roswitha Budeus-Budde in ihrem Nachruf in der Süddeutschen Zeitung. Rotfuchs trauert um eine große Übersetzerin, der Rowohlt Verlag um eine große Autorin.