Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux von Hilde Schramm
Die persönliche Annäherung an eine mutige und unangepasste Frau
«Dr. Dora Lux, geb. Bieber, war von 1953 bis zum Abitur 1955 meine Geschichtslehrerin in der Elisabeth-von-Thadden-Schule in Heidelberg. Eine bereits alte, gebrechliche Frau, das Gehen fiel ihr schwer, und sie konnte nur noch leise sprechen. Sie wirkte klein und unscheinbar, wäre da nicht ihr Kopf gewesen, mit den vollen Lippen und den schwer zu bändigenden Haaren. Sie war die erste deutsche Jüdin, die ich bewusst wahrnahm – wenige Jahre nach der Shoa eine aufwühlende Erfahrung …
Wenn sich durch mein späteres Leben das Bemühen zieht, zur Bearbeitung der NS-Vergangenheit beizutragen, so lässt sich dies zum Teil mit meiner Familienbiographie erklären. Mein Vater ist Albert Speer. Meine Herkunft zwang mir eine frühe und nicht abschließbare Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auf. Für meine Selbstfindung war jedoch der Einfluss von Menschen entscheidend, die eine Gegenwelt zur NS-Ideologie verkörperten; Menschen, die mir eine Ahnung davon vermittelten, wie befreiend Humanität und Aufklärung sein können. Eine solche Erfahrung verdanke ich meiner Lehrerin.»