Leo Slezak
Leo Slezak ist einer der größten deutschen Tenöre gewesen, ein Mann mit einer Stimme, die der Carusos gewachsen war. Vierunddreißig Jahre lang gehörte er dem Ensemble der Wiener Staatsoper an, die zur Heimat seiner Kunst wurde. Er wurde am 18. August 1873 als Sohn eines Müllers in Mährisch-Schönberg geboren. Er hätte Offizier werden sollen, entwickelte aber bald eine lausbübische Phantasie und heckte so übermütige Streiche aus, daß er strafweise von der Realschule entfernt wurde. Als Schlosserlehrling in Brünn sang er abends in einem Chor und arbeitete als Statist am Stadttheater. Hier entdeckte ihn der Bariton Adolf Robinson. Er war von der Stimme des jungen Mannes so entzückt, daß er ihn kostenlos ausbildete. Aber ehe Slezak als «Lohengrin» debütieren konnte, mußte er sich noch als Schreiber bei einem Advokaten und als Agent einer Pflaumenmusfabrik verdingen. Dann jedoch setzte sich die verschwenderisch mächtige Stimme schnell durch. Die Berliner Oper engagierte Slezak, doch ging er noch einmal nach Breslau, um sein Repertoire zu erweitern. Schließlich holte Gustav Mahler ihn an die Wiener Staatsoper. Triumphale Gastspielreisen führten ihn durch ganz Europa, nach Nord- und Südamerika. Auf der Höhe seines Ruhms entsagte der Mann, der nicht nur ein einzigartiger Sänger, sondern ein weiser und gewitzter Lebenskünstler und ein vollblütiger Daseinsgenießer war, der Bühne und begnügte sich mit komisch-liebenswürdigen Filmrollen. 1944 starb seine Frau, die Schauspielerin Elsa Wertheim, mit der er eine wahrhaft ideale Ehe geführt hatte. Er überlebte sie, die ihn überallhin begleitet hatte, nur um zwei Jahre und starb am 1. Juni 1946 in Rottach-Egern.
Rückfall
Leo Slezak war nicht nur mit einer außerordentlichen Stimme begabt,...