Empfehlungen

Inklusive Wortwahl

Sprache schafft Wirklichkeit. Sie kann Vielfalt ausdrücken, Haltung und Respekt. Um so wenig wie möglich zu diskriminieren, sind Wissen und Wortwahl bedeutend. Wie man sensibel über trans Personen spricht oder schreibt, welche Begriffe wichtig sind. Ein Glossar.*

Zitat Linus Giese

Cisgender

«cis» stammt aus dem Lateinischen und bedeutet «diesseits». Cis Männer oder cis Frauen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Das Gegenteil von cis ist trans. Trans kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet «jenseits, über ... hinaus».

Zu vermeidende Formulierungen:

  • «normaler» Mann, «richtiger» Mann, «biologischer» Mann
  • «normale» Frau, «richtige» Frau, «biologische» Frau

Deadname

Der Begriff «Deadname» bezeichnet den abgelegten Namen einer trans Person. Im Familienkreis, bei Freund*innen oder Kolleg*innen kann Deadnaming versehentlich passieren. Die Ansprache mit dem alten Namen und die Verwendung des falschen Pronomens kommen jedoch auch im Kontext von Hasskommentaren im Internet vor. Dabei wird Deadnaming absichtlich verletzend eingesetzt, um der trans Person ihre Identität abzusprechen.

Gender

Gender bezeichnet das «soziale» oder «kulturelle» Geschlecht. Es umfasst die durch Gesellschaft und Kultur geprägten, historisch wandelbaren Geschlechtseigenschaften, die Personen zugeschrieben werden. Zum Beispiel «typisch» männliche oder weibliche Geschlechterrollen.

Geschlecht

Bei der Geburt wird Menschen (meist aufgrund der äußeren Geschlechtsorgane) ein Geschlecht zugeschrieben – meistens ist dies weiblich oder männlich. Die körperliche Geschlechtsbildung beim Menschen hängt aber von vielen weiteren Faktoren ab, die von außen oft nicht sichtbar sind: Gene, Chromosomen, Hormone, Fortpflanzungsorgane und innenliegende Geschlechtsorgane. Entsprechen diese Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig den gängigen Vorstellungen von entweder männlichen oder weiblichen Körpern, ist das Baby inter*.

Die körperlichen Geschlechtsmerkmale einer Person bestimmen nicht über deren «Geschlechtsidentität» oder «Geschlechtsausdruck». Für einige trans Personen ist die Formulierung «als Baby geboren» treffender, andere sprechen auch von dem «bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht», wenn sie von der Zeit vor ihrer Transition sprechen.

Zu vermeidende Formulierungen:

  •  ursprüngliches oder eigentliches Geschlecht
  • biologisches Geschlecht

Geschlechtsidentität

Die Geschlechtsidentität beschreibt ein tief empfundenes, inneres Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht. Wie eine Person ihren Körper wahrnimmt und wie zugehörig sie sich dem Geschlecht fühlt, das ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde, ist unterschiedlich. Bei trans Personen entspricht die Geschlechtsidentität nicht dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht. Wichtig: Die geschlechtliche Identität ist nicht mit der sexuellen Präferenz – wie etwa Homo- oder Bisexualität – zu verwechseln.

Zu vermeidende Formulierungen:

  • Wunschgeschlecht
  • neues oder anderes Geschlecht

Geschlechtsausdruck

Wie sich eine Person kleidet, wie sie geht oder spricht, welchen Haarschnitt sie trägt oder welche Hobbys sie hat, ist für viele Menschen Ausdruck eines bestimmen Geschlechts. Aufgrund dieser äußeren Merkmale erfolgt gesellschaftlich oft eine Einteilung in «männlich» oder «weiblich».

Inter*

Als inter* oder intergeschlechtlich werden Personen bezeichnet, die mit Körpern geboren wurden, die nicht bzw. nur teilweise den gängigen Vorstellungen von «männlichen» oder «weiblichen» Körpern entsprechen.
Intergeschlechtlichkeit ist ein Sammelbegriff für Menschen mit unterschiedlichsten gesunden Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale. Diese können sich vor bzw. bei der Geburt, in der Kindheit, während der Pubertät oder zu einem späteren Zeitpunkt im Leben zeigen oder auch unentdeckt bleiben.

Nicht-binär (non-binary)

Menschen, die sich nicht oder nur teilweise in die Kategorie «Frau» oder «Mann» einordnen, bezeichnen sich als «nicht-binär» oder «genderqueer». Darunter fallen beispielsweise genderfluide Personen, deren Geschlechtsidentität in Bewegung bleibt. Sie verstehen sich etwa mal mehr weiblich, mal mehr männlich, mal als beides, dazwischen oder ganz anders. Auch agender Personen bezeichnen sich nicht-binär. Für agender Personen spielt das Geschlecht bei der eigenen Identität keine Rolle.

Misgendern

Wenn Menschen im Alltag unabsichtlich oder absichtlich einem falschen Geschlecht zugeordnet werden. Um ein versehentliches Misgendern zu vermeiden, kann zum Beispiel vorab nach dem gewünschten Pronomen gefragt werden, mit dem eine Person angesprochen werden will, oder geschlechtsneutral gesprochen werden. Das geht zum Beispiel mit dem Genderstern. Absichtliches Misgendern kann auf Dauer zu ernsthaften seelischen Verletzungen führen.

trans Person | trans Mensch

Ein Oberbegriff für Menschen, deren Geschlechtsidentität teilweise nicht oder gar nicht dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht entspricht. Sie werden als trans (lateinisch «jenseits, über ... hinaus») bezeichnet. Für manche Menschen ist «trans» ein Adjektiv. So soll deutlich werden, dass trans nur eines von vielen Persönlichkeitsmerkmalen ist und nicht das einzig definierende. Andere schreiben trans bewusst groß – als politisches Statement oder Ausdruck von Emanzipation.

Zu vermeidende Formulierungen:

  • ehemaliger Mann, ehemalige Frau
  • Transvestit
  • drittes Geschlecht

Transition

Der Prozess und Zeitraum der Geschlechtsangleichung wird «Transition» (lateinisch transitio, Übergang) genannt. Er kann auf körperlicher Ebene (z. B. durch Hormontherapien oder angleichende Operationen), auf gesellschaftlicher Ebene (z. B. durch das offene Ausleben des eigenen Geschlechts) und auf juristischer Ebene (z. B. durch gesetzliche Namens- und Personenstandsänderung) stattfinden.

Zu vermeidende Formulierungen:

  • Geschlechtsumwandlung
  • im falschen Körper stecken

 

*Dieses Glossar ist in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Trans* entstanden. Fehlt dir ein wichtiger Begriff? Dann schreib uns gern unter socialmedia@rowohlt.de

Mehr Infos: www.bundesverband-trans.de | Insta: @bv_trans

Lies hier mehr über Linus Giese und sein Buch.

Ich bin Linus

Ein Satz, der wie eine Selbstverständlichkeit klingt – «Ich bin Linus» –, doch er teilt sein Leben in ein Davor und Danach. Auf beeindruckende Weise erzählt Linus Giese, warum er einunddreißig Jahre alt werden musste, um laut auszusprechen, dass er ein Mann und trans ist und warum sein Leben heute vielleicht nicht einfacher, aber sehr viel glücklicher ist.
«Wer verstehen will, welche verschlungenen Wege es manchmal sein können, auf denen sich die eigene Identität entdecken lässt, wer verstehen will, wie sich eine Person immer wieder neu finden kann, wer verstehen will, was es heißt, trans zu sein, dass das nicht nur im Singular, sondern im Plural existiert, dass es ein ganzes Spektrum gibt, wie sich als trans Person leben, denken und lieben lässt – all denen sei dieses Buch ans Herz gelegt.» (Carolin Emcke)
Eigentlich ahnt er es seit seinem sechsten Lebensjahr. Doch aus Sorge darüber, wie sein Umfeld reagieren könnte und weil ihm Begriffe wie trans, queer, nicht-binär fehlen, verschweigt Linus lange, wer er wirklich ist. Mit dem Satz «Ich bin Linus» beginnt im Sommer 2017 sein neues Leben, das endlich nicht mehr von Scham, sondern Befreiung geprägt ist. Offen erzählt Linus Giese von seiner zweiten Pubertät, euphorischen Gefühlen in der Herrenabteilung, beklemmenden Arztbesuchen, bürokratischen Hürden, Selbstzweifeln, Freundschaft und Solidarität, von der Macht der Sprache und digitaler Gewalt. Seit seinem Coming-Out engagiert sich Linus für die Rechte von trans Menschen. Vor allem im Netz, aber nicht nur dort, begegnet ihm seither immer wieder Hass. Doch Schweigen ist für ihn keine Option.
«Linus Giese erzählt seine Geschichte so offen, mutig und spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ich sage das nicht oft, aber: Hören Sie diesem Mann zu.» (Margarete Stokowski)

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