Nicht damit abfinden
Der Frauentag entstand aus dem Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Und heute? Geht es noch immer um die Rolle der Frau in der Gesellschaft – in all ihren Facetten. Weltweit demonstrieren Frauen am 8. März gegen Ungleichheit, Diskriminierung und Gewalt. Weil sie sich nicht damit abfinden. Weil sie für die mitkämpfen, die keine Wahl haben. Das Ziel: ein Zusammenleben frei von Vorurteilen, Geschlechterstereotypen, Bevormundung sowie politischen und gesellschaftlichen Schieflagen.
Feeling good?
Trotz dieses Ziels, das an Wichtigkeit nicht zu überbieten ist, wird dieser gesellschaftspolitische Tag auf jede nur erdenkliche Art eingenommen. Von der Schönheits- und Modeindustrie beispielsweise. Da wird aus dem Frauenkampftag ein Feel-good-Day gezaubert. Wo Frau sich zurücklehnen und erholen kann. Bei Gurkenmaske und 20 Prozent Rabatt auf alle nicht reduzierten Produkte – nur heute! Kein Wunder, denn die Themen, um die es beim Kampf der Frauen geht, sind denkbar unbequem: Gewalt, Ungleichheit, Ungerechtigkeit, verwehrte Bildung, Kleinhaltung, Fremdbestimmung. Damit verkauft man keine Gurkenmasken.
Der Rückschlag
Die Vereinnahmung des Frauentags durch Werbung & Co. ist ein Sägen am Stuhlbein der ganzen Bewegung. Trotzdem: So viel ist schon erreicht worden. Aber: bei Weitem nicht genug. Von diesem «So viel ist schon erreicht worden» haben die mittlerweile vier Corona-Wellen uns leider wieder weiter weggespült. Die Pandemie hat zum Rückfall in Rollenmuster geführt. Zu mehr häuslicher Gewalt. Zu mehr Diskriminierung und zu weniger Chancengleichheit. In dieser Richtung besonders betroffene Gruppen sind wie so oft Kinder und Frauen.
Gegen den Rückschlag durch die Pandemie begehrt unsere Autorin Mareike Fallwickl auf, indem sie darüber schreibt. Auch unsere weiteren Autorinnen kämpfen. Sie weisen auf gesellschaftliche Missstände hin. Sie thematisieren Misogynie, Gewalt, Übergriffe, Fremdzuschreibungen, Grenzen. Mit ihrem Schreiben wenden sie sich jedoch nicht gegen jemanden, sondern etwas Bestimmtem zu. Sogar vielen Aspekten: Selbstbestimmung, Selbstliebe, Aufbegehren und Grenzenlosigkeit.
Also: weg mit den Rosen, den Wellnessgutscheinen oder den freundlichen «Einen schönen Frauentag!»-Wünschen von zwinkernden Chefs. Her mit den Demonstrationen, dem offenen Thematisieren von Missständen und dem gegenseitigen Mutmachen.